• Offizieller Beitrag

    Fragen für unsere Fachmänner Snake und Spitfire. Ich freue mich aber über jede Antwort.

    1. Deviation
    Deviationstabelle (lat. deviatio=Abweichung)

    Ablenkungstabelle zur Berücksichtigung von Abweichungen des Magnetkompasses durch Metallteile oder Elektroleitungen wie z.B. metallene Rumpfkonstruktionen und elektromagnetischer Felder.

    Ist solch eine Tabelle im Cockpit zu finden?

    2. Deklination

    Wie weit wird die Deklination (Ortsmissweisung, Abweichung zw. geographischer und magnetischem Nordrichtung) berücksichtigt?

    In der Luftfahrt wird dieses auch als Variation (VAR) bezeichnet.

    Von welcher Größenordnung sprechen wir hier oder kann es vernachlässigt werden?

    Spitfire, Du wolltest doch eine WB zum Thema "Navigation" halten. Wie sieht es aus?

    Gruß
    Dro16

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    Geboren zu fliegen, aber gezwungen zur Arbeit!

  • Ich kann da vielleicht etwas aus meiner Vergangenheit als Segelflieger sagen:

    Deklination: Wie schon gesagt handelt es sich hierbei um den mißweisenden Winkel zwischen geographisch und magnetisch Nord. Auf ICAO Karten wird dieser Gebietsweise angegeben und ist auch davon abhängig, wo ich mich auf der Erdkugel befinde. Halte ich mich in einem Gebiet auf, wo sich magnetisch Nord und geogr. Nord auf einer Linie befinden, dann ist die Ortsmissweisung = 0. befinde ich mich im 90° Winkel dazu, ist diese am größten. Die Ortsmissweisung wandert also wenn man sich einmal um die Erde bewegt von Ost nach West und dann wieder zurück.
    Moderne NAV-Systeme haben die Deviation als Daten gespeichert und arbeiten damit, ohne daß man davon etwas mitbekommt. Fliege ich aber nach Magnetkompaß, dann muß ich die Ortsmissweisung selber berücksichtigen.

    Deviation: Ist die Beeinflussung des Kompasses durch den ganzen Metallkram der sich im Cockpit befindet. Im Segelflugzeug ändert sich durch die kompakte Bauweise sogar die Magnetanzeige, wenn ich den Knüppel bewege.
    Wir mußten jedes Jahr (oder nach Umbauten im Cockpit) die Tabelle neu erstellen.
    Dazu hat man auf dem Rumpf des Flugzeugs einen Refernzkompaß befestigt und das Flugzeug auf dem Boden in X° Schritten um die Hochachse gedreht. Die Abweichung zwischen Ref.-Kompaß und dem im Pit hat man dann für die einzelnen Richtungen in die Tabelle eingetragen.
    Wie genau das Ganze dann ausfiel, kann sich sicher jeder selber ausdenken :rolleyes:
    Im Segelflug aber auch nicht so wichtig, da dort der Magnetkompaß eh als grobes Schätzeisen genutzt wird.

    Gruß
    Vader

  • WOW!!!!! meine hochachtung....wusste gar nicht, das wir echte "SCHENIES" unter uns haben... 8o 8o 8o 8o 8o 8o
    :thumbup:
    aber: machen wir das jetzt vor jedem rampstart? :D

  • negativ, wir haben GPS und TACAN und keine Magneten:king: oder doch?:O

    Ach ja, neulich haben mir die "roten" den ganzen Fersehladen ausgeknipst. Da muste ich doch den Magneten benutzen um nach Haus zu fliegen. Also doch Deviation.:thumbup:

    happy landings von Ghostrider

  • die begriffsbestimmungen deklination und deviation sind in ordnung, im deutschen sprachgebrauch herrschen vielfach die synonyme missweisung und ablenkung vor.
    in der gewerblichen passagierluftfahrt darf m.e. unverändert nicht (offiziell) nach GPS navigiert werden, und in jedem flieger befindet sich daher ein magnetkompass. die tollsten gps-dinger sind aber ständig dabei, positions- und zeitdaten aufzuschnappen, aber dienstlich darf keiner hingucken. zu der zeit als ich noch viel fliegen musste war ich aus langeweile öfters vorn im pit und habe selbst die magneten da baumeln gesehen: es handelte sich immer um so ne tischtennisballgroße kugel, die in irgendwas schwamm, wahrscheinlich glykol. festgemacht war der kram oft mit einem saugnapf an der scheibe. kein scheiss ! vier buchstaben waren drauf... =)

    einen hab ich gesehen, der hatte ein rot und ein grün lackiertes auswuchtblei von der autofelge recht und links vom kompass angeklebt ... als kompensier"modell" :D. und jetzt die härte: am mittelsteg der frontscheibe - mit einer art heftzecke angetackert - hing dann meist die deviationstabelle für die kugel, etwa so groß wie eine zigarettenschachtel, ein welliger, winziger zettel :D. keine ahnung, ob dieser paragraphenverursachte quatsch inzischen vorbei ist, oder ob er in der deutschen, militärischen luftfahrt auch regiert ... da wissen andere hier bescheid.

  • hmmm, wenn es gewünscht ist, dann erkläre ich mal den unterschied zwischen deklination / variation bzw. der geographischen Mißweisung.
    Und als nächstes gibt es dann die Info mit der Deviation.

    Und dann kommt noch das was Vader beschrieben hat, dass nennt sich "kompensieren".
    Dort wird die Mißweisung (Deviation), die das LFZ erzeugt, ausgeglichen.

  • Hallo Freunde,

    da der Schnapskompass zur Soll-Instrumentierung gehört, unterliegt er auch der jährlichen Nachprüfung und muß zu jeder Nachprüfung des Flugzeugs neu kompensiert werden.
    Mit Kompensierbericht.
    Ich versuche, einen alten Bericht anzuhängen, (geht nicht.:aua: pdf.file mit 240KB. Wer es haben möchte bitte melden, kommt per E-Mail)

    happy landings von Ghostrider

    Einmal editiert, zuletzt von Ghostrider (22. März 2007 um 12:07)

    • Offizieller Beitrag

    Sehr schön, :thumbup:

    der T/O freut sich über die tollen Antworten zu den o.a. Fragen, zeigen sie mir doch, mit welcher "Ernsthaftigkeit" man sich mit dem Thema beschäftigt.
    Wir sind nun mal eine klasse Mannschaft. Hut ab.

    Warten wir mal das Ergebnis von Snake ab, ich denke, dass er einen Zettel aus dem Pit mit der Deviationstabelle besorgen kann. :D

    Hab auch schon gelesen, dass man diese "Ungenauigkeiten" mit "Hilfsmagneten" versucht zu kompensieren.

    Auch die Erstellung dieser Wertetabelle mittels "drehen" des Objektes unter Zuhilfenahme eines "Referenzkompasses" kann bestätigt werden.

    Kann jemand sagen, bezogen auf das Einsatzgebiet Korea/Balkan, um welche Größe sich dieser Winkelfehler bewegt, wenn ich magnetisch Nord und geo. Nord vergleiche?

    Ich denke, hoffe Snake als "Luftwaffenmann" hat hier einen Einblick, dass der Begriff "Gitternord" in der bemannten Luftfahrt keine Rolle spielt.

    Thx für die Beteiligung.

    Gruß
    Dro16

  • nachfolgend die aktuellen werte. vorher muss aber noch was ergänzt werden. aus der sicht der navigatoren ist der erdkern bedauerlicherweise immer noch flüssig, und er dreht sich auch unter der festen erdkruste durch. dadurch ist die missweisung an einem bestimmten ort eine variable größe, die sich mit der zeit mehr oder weniger stark verändern wird. im hinblick auf weite distanzen ändert sie sich sogar dementsprechend unterwegs. in der navigation ist es deshalb üblich, zusammen mit dem lokalen missweisungswert auch dessen jährliche änderung anzugeben, meist in kombinierter grafischer/arithmetischer form ("missweisungsrose")

    Balkan,bezogen auf 2007 und auf 44° N / 016° E :
    + 2° 38' ; jährl. ändrg.: + 0° 5'

    Korea, bezogen auf 2007 und auf 37° N / 128° E :
    - 7° 46' ; jährl. ändrg.: - 0° 2'

    • Offizieller Beitrag

    Thx, :thumbup:

    Kann man sagen, dass der Winkelfehler zwischen diesen beiden Richtungen auf der Koreanischen Halbinsel zu einem Lagefehler von ca. 25 nm, bei einer Geraden von 200nm, führen kann?

    Gruß
    Dro16

  • bezogen auf distanzmaße geht die missweisung mit dem tangens ihres winkels in die rechnung ein. als daumenregel kann man sich folgendes leicht merken: auf 60 nm entfernung macht 1° abweichung eine ablage von 1 nm aus, eine abweichung von 2° macht auf 60 nm eine ablage von 2 nm, usw. usf... zwischnwerte sind "erlaubt" :D - die von dir angestellte überlegung ist daher etwas zu "weitgehend" .

    mit dieser schnellkalkulation werden auf kleinen seegehenden booten ím gleichen sinn auch steuerfehler der rudergänger kalkuliert - deren auswirkungen werden im allgemeinen maßlos überschätzt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Spitfire (23. März 2007 um 18:45)

  • KORREKTUR meinerseits:

    habe die werte Balkan/Korea verwechselt, bitte um entschuldigung !

    deine kalkulation ist demnach völlig korrekt (hab mich grad dreimal hintereinander vergewissern müssen :D).

    Einmal editiert, zuletzt von Spitfire (23. März 2007 um 18:49)

  • nix dran gemacht :rolleyes:
    gebe zu: fand das zusammenbauen der TEs interessanter =) ; weiß als nebeneffekt auch recht genau abzusehen, wieviel zeit du da investierst ... kannst dir ja vorstellen, wie lange das bei so nem anfänger dauert, der obendrein noch zivilist ist ... :D

    Einmal editiert, zuletzt von Spitfire (23. März 2007 um 19:41)

  • Zitat

    Original von Dro16
    Thx, :thumbup:

    Kann man sagen, dass der Winkelfehler zwischen diesen beiden Richtungen auf der Koreanischen Halbinsel zu einem Lagefehler von ca. 25 nm, bei einer Geraden von 200nm, führen kann?

    Gruß
    Dro16

    erschreckend ! da kann man mal sehen, welch hohe reale bedeutung das HSD trägt, weil man da bloß "auf dem strich :]" bleiben muss, ohne sich in jedem moment mehr dabei denken zu müssen. 25 nm daneben, oh mann: in flugzeit übertragen würd das (ganz grob) heißen, dass auf nicht mal ne dreiviertelstunde flugzeit das ziel um echte fünf minuten flugzeit danebenliegt - sofort denkt man da an SAM, jede menge flakfeuer, an schlimmes spießrutenlaufen über volle five minutes ... :rolleyes: sowas darf nicht passieren - nicht erlaubt !

    • Offizieller Beitrag

    Freu mich über jede Unterstützung, jeden Beitrag und jede Form der Diskussion, zeigt es doch, dass wir unsere Sache "ziemlich ernst" nehmen und Leben in der Bude ist.

    Gut so!

    Gruß
    Dro16

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    Geboren zu fliegen, aber gezwungen zur Arbeit!